Fachkräfte sichern für einen stabilen Mittelstand
Der Fachkräftemangel ist in Deutschland ein besonders drängendes Problem. Stand Mai 2021 fehlten 278.768 qualifizierte Arbeitskräfte. Am größten ist der Mangel in Ausbildungsberufen, hier fehlen 156.513 Personen, was 58 Prozent des gesamten Mangelbestandes ausmacht. Der Mangel an Fachkräften wird auch zunehmend zu einem Wachstumshemmer für die deutsche Wirtschaft. Laut einer DIHK-Befragung aus dem Frühjahr nennen 38% der Unternehmen in Deutschland den Fachkräftemangel als ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Rund ein Drittel der Unternehmen kann Stellen nicht besetzen, weil keine qualifizierten Arbeitskräfte verfügbar sind.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen zu ergreifen.
Bund und Länder sollten einen Pakt für berufliche Bildung schließen, um gemeinsam für besser ausgestattete Berufsschulen zu sorgen. Verbesserungen sind vor allem im personellen und im technischen Bereich anzustreben. Darüber hinaus ist muss auch die digitale Weiterbildung von Lehrern an Berufsschulen gewährleistet sein. Hier muss zeitnah eine Qualitätsoffensive gestartet werden. Hierzu kann eine nationale Bildungsplattform als Kern des nationalen Bildungsraums aufgebaut werden.
Fortbildung soll außerdem für alle Generationen attraktiv bleiben, deshalb, und um die Beschäftigten mit den benötigten Zukunftskompetenzen auszustatten, muss das Bundesprogramm Bildungsprämie ausgebaut werden.
Neben den grundsätzlichen Verbesserungen im Bereich der Berufsschulen und der Ausbildung müssen auch die Rahmenbedingungen für Azubis verbessert werden. Jahrelang hat sich die Politik zu sehr um Studenten an Hoch- und Fachhochschulen gekümmert. Die Möglichkeit, ein Studium zu ergreifen erscheint deshalb oftmals deutlich attraktiver. Dabei bietet die Berufsausbildung gleichwertige Qualifikations- und Verdienstmöglichkeiten. Der Weg einer Berufsausbildung darf deshalb nicht durch schlechte Rahmenbedinungen, wie mangelnde Mobilitätsangebote, fehlender bezahlbarer Wohnraum und das Ausbleiben staatlicher Unterstützung gegenüber dem akademischen Studium zurückbleiben. Auch hier wird die Bundespolitik deshalb nachlegen müssen.
Es bedarf vor allem eines Azubi-Tickets sowie kostengünstiger Wohnheim-Angebote, um Azubis und Betriebe räumlich nah anzubinden.
Darüber hinaus ist eine Flexibilisierung des BAföG auch für Weiterbildung über 35 Jahre (2. Berufsausbildung) als Instrument der individuellen Förderung des Lebensunterhalts auch im Falle von Bildung und Weiterbildung erforderlich. In diesem Zusammenhang sollte auch das Aufstiegs-BaföG modernisiert werden: Die Anerkennung von Abschlüssen und die Zertifizierung von Qualifikationen soll verbessert und die Antragsverfahren hierzu digitalisiert werden.